Die Geschichte
Kirchlich unterstand Oschatz bis zur Reformation dem Bistum Meißen. Allerdings überließ Markgraf Wilhelm bereits 1386 das Patronatsrecht der Stadtkirche der Bürgerschaft von Oschatz. Die Kirche ist dem heiligen Aegidius, einem der 14 Nothelfer und Schutzpatron der Ackerbauern, Jäger und Händler, geweiht.
Kleiner Ausflug in die Stadtgeschichte
und die Historie von St. Aegidien
Immer wieder führten kriegerische Verwüstungen, wie beim Hussiteneinfall 1429, und Brände zu Zerstörungen und anschließenden baulichen Veränderungen. Die ältesten Bauteile, Umfassungsmauern, Pfeiler und einige andere architektonische Elemente der heutigen Kirche, stammen aus dem 15. Jahrhundert.
Meilensteine aus der Stadt- und Kirchengeschichte:
Die Ursprünge von St. Aegidien liegen vermutlich in einem hölzernen Bau aus dem Hochmittelalter, der aber geschichtlich nicht nachweisbar ist. Die erste sichere Nennung der Stadt Oschatz erfolgte in einem Ablassbrief des Meißner Bischofs Conrad im Jahre 1246.
Unter Verwendung der Reste eines romanischen Vorgängerbaus erfolgte der Neubau nach dem Hussiteneinfall als dreischiffige Hallenkirche im gotischen Stil mit westlicher Doppelturmfront. Die bauliche Anlage und deren Größe zeigten, dass Oschatz im Mittelalter einige Bedeutung erlangt hatte. Die Krypta aus dieser Zeit ist bis heute erhalten.
Mit dem Thesenanschlag Luthers in Wittenberg begann die Reformation in Kursachsen. Der Oschatzer Superintendent Johann Buchner trat daraufhin mit anderen Superintendenten des Herzogtums mit Luther in Kontakt. Die in diesem Zusammenhang von Martin Luther verfassten Trostbriefe sind noch heute im Ratsarchiv zu finden. Ebenso befinden sich dort Briefe von Justus Jonas und Phillip Melanchthon.
In Oschatz hielt die Reformation unter der Regentschaft Heinrich des Frommen, Herzog zu Sachsen, endgültig Einzug.
Am 10. April 1542 wurde der Oschatzer Friedensvertrag zwischen Kurfürst Johann von Sachsen und Herzog Moritz von Sachsen zur Beendigung der Auseinandersetzungen um das Stift Wurzen (Wurzener Fladenkrieg) unterzeichnet.
Der Reformator Philipp Melanchthon besucht die Stadt Oschatz.
Melanchton 1548 in Oschatz
Ansicht von Oschatz um 1840 vor dem großen Stadtbrand
Die St. Aegidienkirche fiel einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer. Nur vier Jahre später wurde sie in ihrer heutigen Gestalt im klassizistisch-neogtischen Stil mit ihren 75 m hohen Zwillingstürmen unter der Leitung des Nürnberger Architekten Prof. Carl Alexander von Heideloff wiedererbaut (Bauzeit 1846–1849).
Darstellung des Brandes von 1842 in Oschatz auf einer Lithografie von 1892
St. Aegidien mit den neuen Zwillingstürmen 1862 – nach dem großen Stadtbrand
Die vielen Verzierungen im oberen Turmbereich mussten wieder abgenommen werden, weil ihre Stabilität nicht gewährleistet war und sie eine Gefahr bei starker Windlast darstellten.
St. Aegidienkirche um 1912
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verschlechterte sich durch Umwelteinflüsse und fehlende Baukapazitäten der Bauzustand beträchtlich. Eine Abtragung der Turmspitzen wurde zeitweilig ebenso erwogen wie eine komplette Schließung der Kirche.
Nach der politischen Wende schien eine Rettung
St. Aegidiens, des Wahrzeichens der Stadt, möglich.
Engagierte Bürger von Oschatz gründeten den Verein „Rettet St. Aegidien e.V.“. Dank der Unterstützung vieler Spender und Helfer sowie der anschließenden Sanierungsmaßnahmen konnte die Kirche vor dem Verfall gerettet werden.